2018
Video | HD | Farbe & S/W | Ton | 9:30 min.
Große Gesten auf engem Raum: In einem Keller der Akademie der bildenden Künste Wien stehen dicht gedrängt Gipsabgüsse von Skulpturen der Antike und Renaissance.
Die Glyptothek aus dem 18. und 19. Jahrhundert umfasste einst 4.000 Exponate. Ein leises Unbehagen mit der Sammlung führt zu einem Filmdokument aus dem Ersten Weltkrieg: Klassizistische Ästhetik und koloniale Forschung arbeiten Hand in Hand. In Form von Gipsabgüssen werden auch menschliche Körper gesammelt.
Anthropologen demonstrieren das Abgipsen des Kopfes eines Kriegsgefangenen im Lager. Das bearbeitete Archivmaterial gibt den Blick auf die namenlose Person, die der gewaltsamen Prozedur ausgesetzt ist, nicht mehr frei. Die fragmentierten, stillgestellten Bilder rücken das Handeln der Täter in den Blick. Die Herstellung der „Anderen“ bedarf der Bilder. Dabei ist es nicht mit dem Abnehmen des Gipsabdrucks durch – vor der Kamera gespenstisch maskierte – Forscher getan. Im Anschluss ist künstlerisches Können gefragt. Die Spur führt zurück an die Akademie.
Regie, Kamera, Schnitt, Sprecher_: Jannik Franzen
Ton: Lisa Kovacs, Oliver Stotz, Jannik Franzen
Farbkorrektur: Hannes Böck
Archivmaterial © Österreichische Mediathek